CHEM Trust und das Europäische Umweltbüro (European Environment Bureau, EEB) haben den Bericht “Waiting for REACH: The negative impacts of delaying reform of EU chemical laws” veröffentlicht. Dieser analysiert, wie sich die Verzögerung der Veröffentlichung des Vorschlags der EU-Kommission für eine Überarbeitung der zentralen europäischen Chemikaliengesetzgebung REACH auf Umwelt, Gesundheit und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie auswirkt.
Heute, am 14. März 2023 diskutiert der Risikobewertungsaussschuss der EU Chemikalienagentur über ein EU-weites Verbot für Bisphenole. CHEM Trust warnt bereits seit vielen Jahren eindringlich vor den endokrin (hormonell) schädigenden Eigenschaften der Chemikalie Bisphenol A (BPA), insbesondere da BPA in Menschen und der Umwelt nachgewiesen wird. BPA ist nur in Babyflaschen und Thermopapier verboten und so wird es leider immer noch sehr viel genutzt. Ebenso besorgniserregend ist jedoch die zunehmende Verwendung ähnlicher Bisphenole, die häufig BPA ersetzen und eine zusätzliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen.
CHEM Trust Europe begrüßt die umfassende, detailreiche Recherche der investigativen Journalist:innen zu den poly- und perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die wegen ihrer hohen Persistenz „ewige Chemikalien“ genannt werden. Die aktuelle mediale Aufmerksamkeit muss nun genutzt werden, um das geplante EU-weite Verbot der gesamten PFAS-Klasse zügig umzusetzen, und die EU-Chemikalienpolitik weiter voranzutreiben. Einen umfassenden Einblick in das Thema `Die tödliche Chemikalie PFAS´ bietet die Reportage von Thilo Mische, die heute abend auf Prosieben ausgestrahlt wird.
Die EU-Kommission hat einen wichtigen Schritt für mehr Transparenz und Schutz vor Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften getan: Das EU-Gesetz zur Klassifizierung, Kennzeichnung und Verpackung (Classification, Labelling & Packaging, CLP) wird um wichtige neue Gefahrenklassen ergänzt. So wird es eine neue Gefahrenklasse und zum ersten Mal separate Kategorien für hormonelle Schadstoffe (endokrine Disruptoren) geben. Weitere neue Gefahrenklassen addressieren Substanzen mit persistenten (langlebigen) und mobilen Eigenschaften, die sich insbesondere über den Wasserkreislauf verbreiten.
Am 20. und 21. September nahm CHEM Trust am Kongress „Chemikalienpolitik im Dialog“ teil. Dieser wurde von der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Chemikaliensicherheit (BLAC) und dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit der Goethe Universität Frankfurt und dem Mercator Science-Policy Fellowship-Programm der Rhein-Main Universitäten ausgerichtet.
EU-Kommission opfert die Revision der EU-Chemikalienverordnung REACH für Industrieinteressen und nimmt damit Umwelt- und Gesundheitsschäden in Kauf
Gemeinsame Pressemitteilung
18.10.2022 Die EU-Kommission ist auf Druck der deutschen chemischen Industrie und der konservativen Parteien im EU-Parlament offenbar bereit, die Revision der EU-Chemikalienverordnung REACH auf Ende 2023 zu verschieben. Für eine Überarbeitung von REACH in der laufenden Legislaturperiode wäre es dann zu spät. Die Revision würde so um Jahre verzögert oder fiele ganz aus, wenn die neugewählte Kommission 2024 sie nicht fortführt. Mit der Verschiebung nimmt die EU-Kommission die zunehmende Belastung von Umwelt und Gesundheit durch zahlreiche schädliche Chemikalien in Kauf, kritisieren zahlreiche deutsche Nichtregierungsorganisationen als Reaktion auf die heutige Veröffentlichung des Arbeitsprogramms der Kommission. Dabei sind Mensch und Umwelt bereits so stark mit Chemikalien belastet, dass schwere Umwelt- und Gesundheitsschäden an der Tagesordnung sind. Die Organisationen mahnen daher dringend an, am Zeitplan der REACH-Revision festzuhalten und den Schutz vor Chemikalien zu verbessern.
Die schädlichen Auswirkungen problematischer Chemikalien auf die männliche Fruchtbarkeit sind in der wissenschaftlichen Literatur gut dokumentiert. Im letzten Jahre erschien das Buch „Count Down“ von US-Wissenschaftlerin Dr. Shanna Swan, welches aufzeigt, dass Männer heutzutage nur noch halb so viele Spermien haben wie ihre Großväter. Im Juni dieses Jahres erschien eine wissenschaftliche Studie in der Zeitschrift Environment International, die weitere wichtige Erkenntnisse zu diesem Thema liefert.
Forschungsergebnisse aus umfassenden Studien des Human-Biomonitorings haben ergeben, dass die Bevölkerung europaweit in großem Umfang schädlichen Chemikalien ausgesetzt ist.
Ende April kamen auf der Abschlusskonferenz des Forschungsprojekts HBM4EU politische Entscheidungsträger:innen, Wissenschaftler:innen sowie Vertreter:innen der Zivilgesellschaft und der Industrie aus ganz Europa zusammen, um die neuesten Humanbiomonitoring-Daten zu schädlichen Chemikalien zu diskutieren. Die Konferenz hatte eine klare Botschaft: Es muss noch viel mehr getan werden, um die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Folgen der Chemikalienexposition zu schützen. Bei vielen Stoffen, wie z. B. den persistenten und giftigen PFAS-Chemikalien, sind Maßnahmen längst überfällig.
CHEM Trust war als Stakeholderorganisation an dem Projekt beteiligt und forderte im Rahmen einer Veranstaltung am 2. Juni, dringend Maßnahmen zu treffen, um die Bevölkerung besser zu schützen (siehe Präsentation hier).
Unter dem Motto „Wissenschaft und Politik für eine gesunde Zukunft“ findet am 27. und 28. April die Abschlusskonferenz zum europaweiten Human-Biomonitoring-Projekt HBM4EU statt, in Brüssel sowie online. Zwischen 2017 und 2021 erforschten Wissenschaftler:innen aus 30 europäischen Ländern die Exposition der Bevölkerung gegenüber schädlichen Chemikalien sowie deren gesundheitliche Folgen. Ziel war und ist es, das Human-Biomonitoring in Europa als Methode im Rahmen einer verbesserten, vorsorgeorientierten Chemikalienpolitik voranzutreiben.