Chemikalienbelastungen in Kindern verringern

Am 15.06.21 veranstaltete CHEM Trust eine Online-Diskussion mit Parlamentarierinnen und Parlamentariern zum Thema „Chemikalienbelastungen in Kindern verringern“. Die Schirmherrschaft übernahm Dr. Bettina Hoffmann, MdB.

Den Auftakt machte Dr. Marike Kolossa-Gehring, Toxikologin beim Umweltbundesamt und Leiterin des Fachgebiets Toxikologie, Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung. In ihrer Präsentation stellte sie Ergebnisse des deutschen Humanbiomonitoring-Programms vor und gab einen Überblick über die Belastung von Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Chemikalien. Dies erfolgte anhand der Daten der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit (GerES). Sie präsentierte zudem Belastungstrends junger Erwachsener,  die mit Hilfe der Auswertung von Umweltprobenbank-Proben ermittelt wurden und bis Anfang der 1980er Jahre zurückreichen. Im Fokus standen die langlebigen perfluorierten PFAS-Verbindungen sowie Plastikweichmacher. Marike Kolossa-Gehring zeigte, dass trotz rückläufiger Trends bei bereits regulierten Stoffen immer noch fast alle Kinder mit vielen der gemessenen Substanzen belastet sind und einige sogar in bedenklicher Höhe. Zudem verdeutlichte der Nachweis  der vielen verschiedenen Schadstoffe im Körper, dass Kombinationswirkungen bei Risikobewertungen derzeit nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Bettina Roth, verantwortlich für Qualitätsmanagement und Corporate Social Responsibility Lieferkette bei der Firma Vaude, berichtete in ihrem Beitrag von Erfahrungen ihrer Firma mit dem Ersatz von besorgniserregenden Chemikalien. Vaude habe als mittelständisches Unternehmen den Ansatz gewählt, Lieferanten von der Substitution von PFAS zu überzeugen. Zudem habe es davon profitiert, dass die Greenpeace Detox-Kampagne die Stimmung in der Branche stark beeinflusst habe. Bettina Roth betonte, dass gesetzliche Regelungen dabei helfen würden, den Rahmen für nachhaltige Unternehmensentscheidungen zu setzen. Zudem haben sich sektorspezifische Austauschplattformen als wichtiges Instrument bewährt, um eine Substitution von schädlichen Chemikalien in der Lieferkette zu erreichen.

Zum Schluss trug Antonia Reihlen von CHEM Trust die Vorschläge zu dringend notwendigen Maßnahmen auf EU und nationaler Ebene vor. Um Kinder besser vor Chemikalien zu schützen, sind auch in Deutschland mehr Aktivitäten nötig. Als Beispiele wurden ein nationaler Aktionsplan sowie Verbote von PFAS in Papier-und Lebensmittelverpackungen genannt.

In der Diskussion wurden u.a. folgende Aspekte angesprochen:

  • Deutschland sollte mehr Eigeninitiative zeigen, um die Belastung mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Schadstoffen zu verringern. Länder wie Schweden und Frankreich haben nationale Strategien verabschiedet, z.B. zu hormonellen Schadstoffen. Dänemark ist mit einem Verbot von PFAS in Lebensmittelverpackungen aus Papier und Pappe mit gutem Beispiel vorangegangen.
  • Häufig wird ein Problemstoff mit einem ähnlichen ersetzt (siehe Beispiel Bisphenol A). Ein Verbot von der gesamten Substanzklasse in gewissen Anwendungsgebieten und Produkten ist hier eindeutig das effektivste Mittel, um die Gesundheit zu schützen.
  • Zur Erfolgskontrolle bestehender und zukünftiger politischer Maßnahmen müssen ausreichende Forschungsgelder für die Untersuchung der Belastungstrends (Human-Biomonitoring) der deutschen Bevölkerung bereitgestellt werden.