Endokrine Disruptoren

So verringern Sie Ihre Belastung

Chemikalien sind in vielen, ganz alltäglichen Produkten enthalten und können aus diesen entweichen. Einige dieser schädlichen Chemikalien stören das Hormonsystem und werden daher als endokrine Disruptoren (hormonell wirksame Substanzen, EDCs) bezeichnet. Die gegenwärtige Gesetzgebung ist nicht in der Lage, uns vor diesen Hormongiften zu schützen – CHEM Trust setzt sich dafür ein, dies zu ändern.

Es gibt jedoch Maßnahmen, mit denen Sie das Risiko verringern können, sich und Ihre Familie hormonell wirksamen Substanzen und anderen schädlichen Chemikalien auszusetzen – sei es im Haushalt, beim Einkaufen oder auf anderen Wegen.

Das Problem:

Die Verwendung vieler schädlicher Chemikalien wird derzeit gesetzlich nicht ausreichend eingeschränkt und kontrolliert. Daher können sie in vielen Alltagsprodukten enthalten sein, darunter Lebensmittel, Lebensmittelverpackungen, Kleidung, Möbel, Kosmetika Reinigungsmittel und Kinder-oder Babyprodukte. Sie werden zudem nicht in der Liste der Inhaltsstoffe aufgeführt (Lebensmittel, Reinigungsmittel und Kosmetika) oder auf Produktetiketten gekennzeichnet, so dass es schwierig ist, herauszufinden, ob diese Stoffe in Produkten enthalten sind oder nicht.

Was können Sie tun?

Wie können Sie sich und Ihre Familie also davor schützen, schädlichen Chemikalien und hormonaktiven Stoffen ausgesetzt zu sein?

Zunächst einmal eine Bemerkung vorab: Leider machen es die Gesetze den Verbrauchern alles andere als leicht. Es wird daher nicht einfach sein, sämtlichen schädlichen Chemikalien dauerhaft aus dem Weg zu gehen. Dafür gibt es zu viele dieser Stoffe, und die Informationen, die Verbraucher im Geschäft erhalten, reichen für eine umfassend informierte Entscheidung nicht aus.

Sie können jedoch einige Schritte unternehmen, um Ihre Belastung mit endokrinen Disruptoren zu verringern. Selbst wenn Sie nicht die Zeit haben, jedes Produktetikett genau zu prüfen, helfen Ihnen ein paar Faustregeln dabei, zumindest einige Belastungen zu vermeiden.

Faustregeln

Kaufen Sie weniger Kunststoffe und synthetische Materialien

Greifen Sie lieber zu natürlichen, organischen und chemiefreien Materialien: zum Beispiel Holz und Glas statt Plastik, Baumwolle statt Polyester, Körperpflege und Reinigungsmittel auf pflanzlicher statt auf Erdölbasis und frische Bio-Lebensmittel an Stelle von Fertiggerichten und anderen verarbeiteten Lebensmitteln.

Verringern Sie die Verpackungsmenge

Kaufen Sie weniger aufwändig verpackte Produkte und verzichten Sie besonders auf Lebensmittel in Kunststoffverpackungen. Nehmen Sie einen eigenen Beutel  zum Einkaufen mit und kaufen Sie Obst, Gemüse und andere Lebensmittel möglichst lose und unverpackt.

Achten Sie auf Umweltzeichen

Achten Sie auf Umweltsiegel wie das EU Ecolabel, den Blauen Engel oder den Nordic Swan, die auf bestimmten Produkten wie Kosmetika, Toilettenartikeln, Reinigungsmitteln und Matratzen zu finden sind. Achten Sie auch auf Logos, die auf Bio-Lebensmittel hinweisen, die ohne Einsatz von synthetischen Pestiziden angebaut wurden. Einige Produkte können auch dahingehend gekennzeichnet sein, dass sie frei von einigen der nachgewiesen schädlichen Chemikalien sind: Achten Sie hier auf Kennzeichnungen wie „PFAS-frei“, „PFC-frei“ und „Bisphenol-frei“.

Verräterische Begriffe finden

Obwohl es nahezu unmöglich ist, anhand der Etiketten zu erkennen, welche Chemikalien in welchen Produkten enthalten sind, gibt es in den Listen der Inhaltsstoffe auf Packungen von Reinigungsprodukten und Kosmetika einige Begriffe, bei denen Sie  hellhörig werden sollten. Hierzu zählen Duftstoffe und Parfüme, Triclosan und alle Begriffe, die mit „Fluoro“ beginnen.

Lebensmittel: Einkauf, Zubereitung, Lagerung

Am stärksten werden wir über die Lebensmittel mit Schadstoffen belastet – sei es durch die Art der Lebensmittel selbst, durch ihre Verpackungen oder durch die Zubereitung von Speisen.

Sie können jedoch auch hier etwas tun, um Ihre Belastung zu verringern. Greifen Sie bevorzugt zu Bio-Lebensmitteln, vermeiden Sie bestimmte Fischsorten (vor allem Thunfisch, Schwertfisch, Hecht, Seehecht und Königsmakrele), essen Sie möglichst nur mageres Fleisch, verzichten Sie so weit wie möglich auf Lebensmittel in Kunststoffverpackungen (besonders solche mit den Recycling-Codes 3 und 7) und vermeiden Sie auch fettdichte Papier- und Papp-Verpackungen.

Wichtig ist auch, wie Sie Ihre Lebensmittel lagern und transportieren. Nutzen Sie Mehrwegbehälter aus Glas und Edelstahl anstatt Plastik. Vermeiden Sie beim Kochen Pfannen und anderes Kochgeschirr mit Antihaftbeschichtung sowie mikrowellengeeignete Verpackungen. Und nicht zuletzt: Schrauben Sie Ihren Konsum von Takeaway-Mahlzeiten in Plastikbehältern herunter.

Kosmetika, Hygiene- und Menstruationsprodukte: weniger kaufen, sorgfältig auswählen

Es gibt Schönheits- und Gesundheitsprodukte für jeden nur erdenklichen Teil des Körpers –und viele davon enthalten schädliche Chemikalien.

Um die Belastung durch Schadstoffe in Kosmetika zu begrenzen, sollten Sie insgesamt weniger Produkte verwenden und beim Kauf Apps wie den ToxFox vom BUND verwenden, die Ihnen bei der Auswahl sicherer Alternativen helfen.

Sehen Sie sich beim Kauf die Liste der Inhaltsstoffe auf dem Produktetikett an und achten Sie dabei auf Parabene, alle Stoffe, deren Namen mit „Fluor“ beginnen, und Triclosan. Produkte ohne schädliche Inhaltsstoffe erkennen Sie auch an dem ECOCERT Siegel. Greifen Sie beim Kauf von Binden und Tampons zu Produkten aus Bio-Baumwolle und solchen, die vollkommen chlorfrei gebleicht wurden (TCF-Siegel).

Reinigungsmittel: Selber machen statt kaufen und beim Kauf genau hinsehen

Am besten können Sie Ihre Belastung durch Schadstoffe in Reinigungsmitteln dadurch verringern, dass Sie die Palette der Reinigungsprodukte in ihrem Haushalt insgesamt begrenzen und darauf achten, solche zu kaufen, die ein Umweltzeichen wie das EU Ecolabel, den Blauen Engel oder den Nordic Swan haben. Verwenden Sie nach Möglichkeit einfach Wasser und Seife. Eine gute Idee ist es auch, Reinigungsmittel selbst herzustellen. Hierzu benötigen Sie nur leicht erhältliche Zutaten wie Essig, Zitronensaft und Natriumbikarbonat.

Kleidung

Kleidung tragen Sie teilweise direkt auf der Haut, darum sollte sie möglichst frei von Schadstoffen sein. Leider werden viele Textilien mit Chemikalien behandelt, um sie schmutzabweisend oder wasserdicht zu machen.

Kaufen Sie lieber Kleidung aus biologisch angebauten Fasern (Baumwolle, Wolle, Hanf, Bambus) als aus synthetischen Materialien. Achten Sie bei wasserdichter, schmutzabweisender und pflegeleichter Kleidung auf PFC- bzw. PFAS-freie Produkte – es gibt Marken, die sich auf möglichst schadstofffreie Produkte spezialisiert haben.

Möbel

Sie sitzen und liegen drauf und lehnen Kopf und Gesicht an sie an. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass Sofas sowie andere Polstermöbel und -stoffe sicher sind. Leider können Sie jedoch gefährliche Chemikalien enthalten, z.B. schmutzabweisende Beschichtungen oder Flammschutzmittel, die mit der Zeit in die Raumluft entweichen. Nach und nach lösen sich die chemischen Beschichtungen von den Möbeln und sammeln sich im Hausstaub.

Kassenbons

Sie wussten vielleicht nicht, dass die unscheinbaren Kassenbons, die viele von uns fast täglich in die Hand nehmen – bei jedem Einkauf im Supermarkt, an der Tankstelle oder einem anderen Geschäft – möglicherweise Chemikalien enthalten die das Hormonsystem stören, die so genannten Bisphenole. Immerhin ist in der EU seit dem 2.1. 2020 eine Beschränkung für BPA in Thermopapier, also auch Kassenzetteln in Kraft. Gleichzeitig ist allerdings der Marktanteil des ebenfalls hormonell wirksamen BPS gestiegen, wie die EU-Chemikalienagentur in einer Analyse beschreibt. BPS unterliegt derzeit noch keinen Beschränkungen.

Sie können Belastungen durch Kassenbons vermeiden, indem Sie z. B. eine digitale Quittung verlangen, Kassenbons nicht zu Lebensmitteln dazulegen und sie nicht in Ihrer Handtasche oder Geldbörse aufbewahren.

Babyprodukte: worauf Eltern achten sollten

Für Säuglinge und Kleinkinder sind schädliche Chemikalien besonders gefährlich, denn ihre Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.

Bestimmte Chemikalien können in das körpereigene Hormonsystem eingreifen, was besonders für die kindliche Entwicklung im Mutterleib besorgniserregend ist. Endokrine Disruptoren können auch die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern und Frauen schädigen.

Verwenden Sie möglichst natürlich Materialien, z.B. Stoffwindeln für Ihr Baby oder Spielzeug aus Holz. Vermeiden Sie duftende Feuchttücher und nutzen sie lieber einen Waschlappen, um den Babypopo zu waschen. Achten Sie bei Kindern besonders auf Kleidung, die frei von schädlichen Chemikalien ist (s.o.).