So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien beim Kochen und Essen
Eine bedeutende Quelle für die Belastung mit schädlichen Chemikalien, einschließlich der hormonell wirksamen Substanzen (endokrinen Disruptoren (EDC)) sind Lebensmittel. Schadstoffe können sowohl in den Lebensmitteln selbst enthalten sein, wie auch in den Lebensmittelverpackungen, Aufbewahrungsbehältern und im Kochgeschirr.
Sie können ihre Belastung reduzieren, indem Sie schadstoffhaltige Lebensmittel und Verpackungen meiden und schadstofffreie Lager- und Kochutensilien nutzen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei.
Inhalt
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Lebensmitteln
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Lebensmittelverpackungen
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien beim Kochen, Backen und Braten
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Lebensmitteln
Zahlreiche Lebensmittel können mit Chemikalien belastet sein, die das Hormonsystem beeinflussen. Dies kann an den Produktionsbedingungen und am Anbau liegen –zum Beispiel, wenn Obstbauern ihre Apfelbäume mit chemischen Pestiziden spritzen. Schadstoffe können auch aus der Umwelt in Lebensmittel gelangen, z.B. reichern manche Fische Schwermetalle an.
Alle möglichen Belastungsquellen auszuschließen, dürfte sehr schwierig sein. Es lohnt sich jedoch, bei den folgenden Lebensmitteln vorsichtig zu sein:
- Fleisch (insbesondere fettes Fleisch) sowie bestimmte Fischarten
- Käse und andere Milchprodukte
- Fertiggerichte und andere verarbeitete Lebensmittel
- Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau (unter Verwendung chemischer Pestizide, also kein kontrolliert biologischer Anbau).
Verringern Sie Ihr Risiko, indem Sie sich lieber für Bio-Obst und -Gemüse, mageres Fleisch und möglichst unbelasteten Fisch entscheiden.
Essen Sie weniger Fleisch und Milchprodukte
Hormonell wirksame Chemikalien können sich in Fleisch und auch in Milchprodukten wie Sahne und Käse befinden, da sich einige dieser Chemikalien in der Milch von Tieren anreichern. Sie können Ihr Belastungsrisiko auch hier verringern, indem Sie weniger dieser Produkte zu sich nehmen.
Entscheiden Sie sich bei Fisch für möglichst unbelastete Arten
Fisch, insbesondere öliger Fisch wie Lachs oder Makrele, kann die Hirnentwicklung fördern. Allerdings können sich auch schädliche Chemikalien im Fisch anreichern. Die Anreicherung von Schadstoffen in Organismen nennt man auch Bioakkumulation. Raubfische stehen am oberen Ende der Nahrungsnetze und fressen kleinere Fische, einschließlich der in ihnen enthaltenen schädlichen Chemikalien. Sie können Ihre Exposition verringern, indem Sie Fische zum Verzehr auswählen, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, zum Beispiel Sardinen oder Sardellen.
Fisch ist häufig mit Quecksilber in Form von Methylquecksilber belastet. Methylquecksilber ist für die Gesundheit besonders schädlich. Die Belastung mit Methylquecksilber in der frühkindlichen Entwicklung wird mit vermindertem IQ und neurologischen Schädigungen in Verbindung gebracht.
Schwangeren und Stillenden sowie Kleinkindern wird empfohlen, bestimmte Fischarten nicht oder nur in geringen Mengen zu sich zu nehmen. Dabei handelt es sich in der Regel um Arten, die langlebig und in der Nahrungskette weiter oben angesiedelt sind, zum Beispiel Hai, Schwertfisch, Hecht, Thunfisch, Seehecht, Ziegelfisch und Königsmakrele. Achten Sie beim Kauf von Fisch genau auf das Etikett.
Auch die Herkunft des Fischs lässt Rückschlüsse darüber zu, wie belastet er mit schädlichen Chemikalien ist, denn einige Meere sind bekanntlich stärker verschmutzt als andere. So weisen zum Beispiel Fische aus dem Atlantischen Ozean geringere Konzentrationen persistenter Chemikalien auf als Fische aus der Ostsee, dem Mittelmeer und der Nordsee.
Essen Sie weniger Fast Food
Untersuchungen haben gezeigt, dass Fast Food einen hohen Gehalt an schädlichen Chemikalien enthält, darunter zum Beispiel Phthalate. So zeigte eine US-Studie, dass bei den Probanden umso mehr Phthalate im Körper gefunden wurden, je häufiger sie Fastfood zu sich nahmen.
Die Verpackungen von Fast Food und Takeaway-Mahlzeiten können schädliche Chemikalien enthalten und so das Belastungsrisiko erhöhen.
Verarbeitete Lebensmittel können mehr schädliche Chemikalien enthalten als frische Lebensmittel, da bei der Herstellung chemische Zusatzstoffe hinzugefügt werden.
Sie können daher die Belastung mit schädlichen Chemikalien für sich und Ihre Familie verringern, indem Sie lieber selber und mit frischen Zutaten kochen.
Essen Sie Obst und Gemüse aus Bio-Anbau
Landwirte setzen Pestizide ein, um Nutzpflanzen zu schützen und Insekten, Unkraut und Pilze abzutöten. Rückstände dieser Pestizide können auf den Früchten verbleiben und so in unsere Obstschale oder auf den Teller kommen. Bei einigen der immer noch verwendeten Pestizide handelt es sich um hormonell wirksame Substanzen, von denen manche mit bestimmten Krebsarten und anderen schädlichen Wirkungen in Verbindung gebracht wurden.
Indem Sie Obst und Gemüse unter klarem Wasser gut abspülen, können Sie Rückstände von ihrer Oberfläche entfernen. Durch Schälen werden Sie auch Chemikalien los, die sich in der Schale von Obst und Gemüse angereichert. Es gibt jedoch Pestizide, die von der gesamten Pflanze aufgenommen werden und sich auch in den essbaren Teilen des Obstes ablagern. Waschen und Schälen reichen also nicht immer aus.
Am sichersten reduzieren Sie Ihre Pestizidbelastung, indem Sie auf Bio-Lebensmittel umsteigen. Beim kontrolliert-biologischen Anbau von Obst, Gemüse und Getreide dürfen keine chemischen Pestizide – weder Unkraut-, noch Insekten- oder Pilzbekämpfungsmittel – verwendet werden.
Essen Sie Bio-Fleisch
Landwirte setzen Pestizide auch bei Pflanzen ein, die sie an ihre Tiere verfüttern. Wenn sich die schädlichen Chemikalien in den Pestiziden in den Fettzellen der Tiere ablagern, können Verbraucherinnen und Verbraucher diesen ausgesetzt sein, wenn Sie das Fleisch essen. Essen Sie Bio-Fleisch, um Ihre Belastung mit schädlichen Chemikalien verringern.
Bio-Lebensmittel einkaufen
Bio-Lebensmittel einzukaufen, wird in vielen Gegenden immer einfacher. Falls Sie gerne „bio“ kaufen, achten Sie auf das EU Ecolabel oder die Kennzeichnung durch Biobauernverbände wie Demeter oder Bioland.
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Lebensmittelverpackungen
Viele Lebensmittelverpackungen enthalten Chemikalien, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind. Aus den Verpackungen – den so genannten Lebensmittelkontaktmaterialien – können diese Chemikalien austreten und so die verpackten Lebensmittel und Getränke belasten.
Lebensmittelkontaktmaterialien können Becher, Flaschen und andere Behälter aus Plastik sein, aber auch Kartons und fettdichte Beschichtungen. Diese Arten von Verpackungen sind in der EU nicht effektiv genug reguliert und können daher Schadstoffe enthalten.
Die gegenwärtige Gesetzgebung stellt keinen ausreichenden Schutz dar. CHEM Trust setzt sich daher für eine strengere Regulierung von Chemikalien in Lebensmittelverpackungen ein.
Sie können jedoch auch jetzt schon etwas tun, um Ihre Belastung mit schädlichen Chemikalien in Lebensmittelverpackungen zu verringern. Vermeiden Sie nach Möglichkeit die folgenden Verpackungsarten:
• Plastikflaschen
• Frischhaltefolie, Plastikfolie
• Takeaway- und Fastfood-Behälter
• Verpackungen mit fettdichter Beschichtung
• Lebensmittelkonserven
• Verpackungen, die mit den Recycling-Codes 3 und 7 gekennzeichnet sind
Vermeiden Sie verpackte Lebensmittel
Am einfachsten und wirksamsten können Sie die Belastung mit schädlichen Chemikalien in Materialien mit Lebensmittelkontakt verringern, indem Sie unverpackte Lebensmittel kaufen. Hier ein paar Tipps und Beispiele:
• Kaufen Sie frisch und lose: Wählen Sie frische Zutaten wie loses Obst und Gemüse. Lebensmittel wie Brot, Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis, Bohnen und Nüsse können Sie auch in so genannten „unverpackt-Läden“ kaufen und dort in Ihre eigenen, mitgebrachten Behälter abfüllen – am besten aus Glas oder Edelstahl.
• Nutzen Sie Trinkflaschen aus Edelstahl: Eine Untersuchung des norwegischen Verbraucherrats hat gezeigt, dass viele wiederverwendbare Plastikflaschen schädliche Chemikalien abgeben, darunter Phthalate und Bisphenol A (BPA). Trinken Sie lieber aus Edelstahlflaschen und verringern Sie so Ihr Belastungsrisiko.
• Bewahren Sie Lebensmittel in Glasbehältern auf: Schadstoffe können aus Kunststoffverpackungen und -behältern in die darin aufbewahrten Lebensmittel oder Getränke abgegeben werden. Bewahren Sie Lebensmittel daher lieber in Glasbehältern auf. Getreide, Nudeln, Reis, Trockenfrüchte und Nüsse lassen sich leicht in Gläsern aufbewahren.
• Verzichten Sie häufiger auf Essen zum Mitnehmen. In Takeaway-Lebensmittelverpackungen sind oft bedenkliche Chemikalien enthalten. So enthalten Sandwich-Verpackungen und Pommes-frites-Tüten häufig PFAS, wie CHEM Trust und andere NGOs in einer Studie zeigen konnten. Um Ihr Belastungsrisiko zu verringern, könnten Sie seltener Takeaway-Mahlzeiten kaufen. Manche Imbisse und Supermärkte bieten auch an, Gerichte in mitgebrachte Behälter zu verpacken.
Welche Schadstoffe enthalten Lebensmittelverpackungen?
Verpackte Lebensmittel ganz zu vermeiden, dürfte schwierig sein. Es gibt jedoch einige Punkte, auf die Sie achten und die Sie vermeiden sollten.
• Machen Sie einen Bogen um Verpackungen, die Bisphenol A (BPA) enthalten. BPA ist eine chemische Verbindung, die häufig in Lebensmittelbehältern aus Kunststoff, wie Wasserflaschen (z.B. Wasserkühler in Büros) und Lebensmittelkonserven verwendet wird. Es handelt sich dabei um eine nachgewiesen hormonell wirksame Substanz, die mit Übergewicht, Fortpflanzungsstörungen und einigen Krebsarten in Verbindung gebracht wird.
Tipp: Ist eine Verpackung mit dem Recycling-Code 7 gekennzeichnet, so bedeutet das, dass darin BPA enthalten sein kann. Produkte mit Code 7 sollte man daher lieber meiden.
• Machen Sie einen Bogen um Verpackungen, die Phthalate enthalten könnten. Einige Verpackungen, zum Beispiel Frischhaltefolien, enthalten Vertreter dieser Gruppe schädlicher Chemikalien. Sie werden Kunststoffen wie Polyvinylchlorid (PVC) oft als Weichmacher zugesetzt. Die Phthalatbelastung im Mutterleib wurde mit einer gestörten Entwicklung der Fortpflanzungsorgane bei Jungen, dem verfrühten Einsatz der weiblichen Pubertät und einer verzögerten Sprachentwicklung in Verbindung gebracht.
Tipp: Mit dem Recycling-Code 3 werden Verpackungen gekennzeichnet, die PVC enthalten. Verringern Sie Ihre Belastung mit Phthalaten, indem Sie Verpackungen mit dem Recycling-Code 3 meiden.
• Machen Sie einen Bogen um Papp- oder Papierverpackungen mit fettdichter Beschichtung. Fettdichte Beschichtungen enthalten häufig PFAS. Bei dieser Gruppe chemischer Verbindungen handelt es sich um hormonell wirksame Stoffe, die auch das Immunsystem negativ beeinflussen können. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat daher den Grenzwert in 2019 signifikant herabgesetzt und auch das Bundesinstitut für Risikobewertung bestätigte kürzlich die kritische Exposition gegenüber diesen Industriechemikalien.
Im Mai 2021 testete CHEM Trust mit anderen NGOs verschiedene Lebensmittelverpackungen auf PFAS-Verbindungen, mehr Infos finden Sie hier.
Am wirksamsten lassen sich PFAS in Lebensmittelverpackungen vermeiden, indem Sie auf Einwegverpackungen verzichten und stattdessen wiederverwendbare Behälter nutzen.
In Dänemark sind PFAS in Lebensmittelkontaktmaterialien aus Pappe und Papier wegen ihrer gesundheitsschädigenden Wirkung seit Juli 2020 verboten.
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien beim Kochen, Backen und Braten
Auch Kochgeschirr kann mit Schadstoffen belastet sein. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, Ihr Belastungsrisiko zu verringern:
Erhitzen Sie Lebensmittel in Kunststoffverpackungen nicht in der Mikrowelle
Viele Fertiggerichte und anderen Lebensmittel sollen laut Zubereitungsanleitung mit der Verpackung in der Mikrowelle erhitzt werden – ein Beispiel ist mikrowellengeeigneter Reis. Doch die Zubereitung im Plastikbeutel kann gesundheitsschädigend sein, denn viele Plastikverpackungen enthalten schädliche Chemikalien wie Bisphenol A (BPA). Diese Schadstoffe können von Lebensmitteln und Getränken aufgenommen werden. Die Gefahr hierfür besteht besonders bei höheren Temperaturen, also zum Beispiel beim Aufwärmen in der Mikrowelle. Die Bezeichnung „mikrowellengeeignet“ bedeutet nicht, dass eine Verpackung frei von Schadstoffen ist.
Die dänische Supermarktkette COOP nahm Mikrowellen-Popcorn 2015 aus dem Sortiment, bis die Hellsteller auf Verpackungen ohne PFAS umstiegen.
Falls Sie Lebensmittel in Kunststoffverpackungen kaufen, sollten Sie diese vor dem Aufwärmen in der Mikrowelle in hitzebeständige Glas- oder Keramikbehälter geben. Oder Sie verzichten gleich ganz auf die Mikrowelle und erhitzen die Mahlzeit stattdessen in der Pfanne auf dem Herd.
Vermeiden Sie Pfannen mit Antihaftbeschichtung
Die Antihaftbeschichtung von Pfannen und anderem Kochgeschirr enthält häufig PFAS. Bei Überhitzen, Zerkratzen oder anderen Beschädigungen können Schadstoffe aus der Beschichtung ins Essen geraten.
Verwenden Sie lieber Kochgeschirr aus Edelstahl oder Keramik. Für die Zubereitung im Ofen eignen sich besonders Keramik oder Glas. Falls Sie nicht auf antihaftbeschichtete Pfannen verzichten möchten, achten Sie darauf, die Oberfläche nicht zu zerkratzen oder zu verbrennen.
Vermeiden Sie Kochutensilien aus schwarzem Plastik
Gefährliche Chemikalien, wie z.B. Flammschutzmittel, können auch in Kochutensilien enthalten sein, wenn diese (auch) aus Recyclingkunststoff hergestellt werden. Wird dieser nämlich aus Kunststoffteilen elektronischer Geräte hergestellt, so können darin enthaltene Flammschutzmittel so in die Kochgeräte gelangen. Laut einer Studie der Universität Plymouth werden Alltagsgegenstände, wie auch Kochutensilien, häufig aus recyceltem Elektronikschrott-Kunststoff hergestellt, der Schadstoffe enthält.
Nutzen Sie „Coffee To Go“-Becher aus Edelstahl oder Glas
Wiederverwendbare Kaffeebecher sind ein beliebtes Mittel zur Plastikmüllvermeidung. Studien haben jedoch ergeben, dass einige dieser wiederverwendbaren Becher schädliche Chemikalien enthalten. So wurde beispielsweise festgestellt, dass einige Bambus-Kaffeebecher Melamin und Formaldehyd an das Getränk abgeben können. Melamin, kann mit anderen Stoffen zusammen Kristalle bilden, die zu Nierenschäden führen. Auch wiederverwendbare Becher aus recyceltem Kunststoff können schädliche Chemikalien enthalten. Gesunde Alternativen sind Mehrwegbecher aus Edelstahl oder Glas – oder der Kaffee aus der Porzellantasse im Café.