Schädliche Chemikalien in Alltagsprodukten vermeiden
Viele Alltagsprodukte – von Möbeln über Teppiche bis hin zu Outdoor-Jacken – enthalten chemische Verbindungen, die das Hormonsystem stören können. Hersteller verwenden diese Chemikalien häufig, um Polstermöbel und Kleidung schmutz- und wasserabweisend sowie schwer entflammbar zu machen.
Die folgenden Tipps helfen Ihnen, das Risiko einer Belastung mit hormonell wirksamen Chemikalien – ob im Sofa, in der Regenjacke oder im Teppichboden – zu verringern.
Inhalt
Hormonell wirksame Chemikalien in Möbeln
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Einrichtungsgegenständen
Das Hormonsystem störende Substanzen in Teppichen und wie man sie vermeidet
Hormonell wirksame Chemikalien in der Kleidung und wie man sie vermeidet
Hormonell wirksame Chemikalien in Möbeln
Flammschutzmittel
Matratzen können mit schädlichen chemischen Flammschutzmitteln behandelt werden, damit sie im Brandfall nicht so leicht Feuer fangen und langsamer verbrennen.
Einige dieser brandhemmenden Chemikalien wurden jedoch mit Krebserkrankungen und Entwicklungsstörungen bei Kindern in Verbindung gebracht. Von manchen ist auch bekannt, dass sie das Hormonsystem stören und die Leber- und Schilddrüsenfunktion schädigen.
Da immer mehr Einrichtungsgegenstände ganz oder teilweise aus synthetischen anstelle von natürlichen Materialien bestehen und diese Kunststoffe leichter brennen, werden zunehmend mehr Flammschutzmittel eingesetzt und kommen so in die Wohnräume, und entweichen in die Innenraumluft und den Hausstaub. Flammschutzmittel können aus Polstern oder Teppichen an die Luft abgeben und dadurch eingeatmet werden. Sie können sich auch an Hausstaub anlagern und so über die Hände oder den Mund aufgenommen werden. Da gerade Kinder oft auf dem Boden spielen, kommen sie besonders häufig und intensiv mit Hausstaub in Kontakt und sind daher besonders gefährdet.
Schmutzabweisende Chemikalien
Flammschutzmittel sind nicht die einzigen Chemikalien, mit denen Möbel und Textilien belastet sein können. Häufig sind Sofas, Sessel, Matratzen und Teppiche auch mit Chemikalien behandelt, die schmutz-, fett- oder wasserabweisend wirken.
Als sog. Fleckenschutzmittel werden häufig Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS verwendet. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe chemischer Verbindungen, die wegen ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften in schmutzabweisenden Textilien und wasserfester Kleidung verwendet werden. Eine Belastung mit PFAS kann nicht nur über den direkten Hautkontakt erfolgen, sondern auch, wenn diese Schadstoffe in die Umwelt und das Trinkwasser geraten. Dies kann zum Beispiel beim Waschen von Stoffen geschehen, die mit PFAS-haltigen Chemikalien behandelt wurden.
Die künstlich hergestellten PFAS wurden bereits weltweit in Tieren und der Umwelt sowie dem Menschen nachgewiesen, auch im Blutkreislauf und in der Muttermilch. Sie werden mit einer Vielzahl von Gesundheitsschäden wie Krebs, Hormonstörungen, verminderter Fruchtbarkeit und Immunerkrankungen in Verbindung gebracht.
So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien in Einrichtungsgegenständen
Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten, Ihre Belastung mit Flammschutzmitteln und PFAS in Möbeln und Matratzen zu verringern.
Matratzen, die das EU- Ecolabel tragen, dürfen weder mit PFAS noch mit den giftigsten der Flammschutzmittel behandelt sein. Falls Sie sich also für Möbel mit dem EU-Ecolabel entscheiden, sind Sie zuhause einer geringeren Belastung mit diesen Stoffen ausgesetzt.
Das Möbelunternehmen IKEA verwendet eigenen Angaben zufolge seit dem Jahr 2000 keine bromierten Flammschutzmittel mehr in der Möbelproduktion.
Das Hormonsystem störende Substanzen in Teppichen und wie man sie vermeidet
Einige der größten Teppichhersteller Europas und anderer Länder, einschließlich der USA, verkaufen Teppiche, die gefährliche Chemikalien enthalten (PDF).
Bei diesen Schadstoffen handelt es sich unter anderem um hormonell wirksame Chemikalien, um Substanzen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, und um Substanzen, die das Fortpflanzungssystem schädigen können.
Derzeit werden Teppiche kaum recycelt. Wenn dies der Fall ist, können die schädlichen Chemikalien auch in den Recyclingprodukten ein Problem darstellen.
Ein Grund zur Besorgnis sind Weichmacher wie das Phthalat DEHP (Diethylhexylphthalat). Die EU stuft DEHP als hormonell wirksame Substanz ein und hat dessen Einsatz in Elektronikartikeln, Spielzeug und Kinderpflegeprodukten sowie in Kunststoffen mit Weichmacheranteil verboten. Damit ist auch, die Verwendung von DEHP und drei anderen Phthalaten in den oft PVC-haltigen Teppichrücken nicht mehr erlaubt
Untersuchungen deuten darauf hin, dass nicht alle Teppiche hormonell wirksame Chemikalien enthalten – ein kleiner Teil der handelsüblichen Produkte enthält keine solchen Substanzen. Das beweist, dass es für Hersteller durchaus möglich ist, auf diese Chemikalien in Teppichböden zu verzichten.
Teppiche können nicht nur schädliche Chemikalien enthalten (PDF), sondern sie sind auch echte Staubfänger. Auf glatten Oberflächen wie Dielen oder Parkett ist der Staub leichter zu sehen als auf Teppichen – und lässt sich auch leichter wegwischen.
Gute Alternativen zu Teppichen sind Massivholz, Fliesen, Kork oder Linoleum. Diese Bodenbeläge gibt es in unterschiedlichen Preisklassen. Ungünstig ist es, Teppiche durch PVC-Bodenbeläge zu ersetzen, da diese ebenfalls Phthalate und andere hormonell wirksame Substanzen enthalten können.
Falls Sie nicht auf Teppiche oder Teppichböden in der Wohnung verzichten möchten, achten Sie auf Textilien mit einem geringeren Belastungsrisiko. Unsere Tipps helfen Ihnen dabei.
Wählen Sie Teppiche oder Teppichböden die möglichst wenig mit Chemikalien behandelt sind
Einige Hersteller und Händler haben mittlerweile begonnen, auf schädliche Chemikalien bei Teppichen und Auslegware zu verzichten.
In der EU haben sich viele Teppichhersteller gemäß dem sog. GUT Label verpflichtet, bestimmte gefährliche Stoffe nicht mehr einzusetzen. Neben verschiedenen Substanzen, die EU-weit als besonders besorgniserregend identifiziert wurden, betrifft dies auch einige Phthalate, Farbstoffe, Flammschutzmittel und andere Chemikalien. Herstellerfirmen mit dem GUT-Label verpflichten sich auch, schmutzabweisende Verbindungen auf Basis von PFOA und PFOS nicht zu verwenden.
Meiden Sie Produkte die chemisch imprägniert oder schmutzabweisend sind
Diese Behandlungen sind oft nicht notwendig und können das Produkt mit gefährlichen Chemikalien wie PFAS belasten.
Wählen Sie Produkte aus Naturmaterialien
Natürliche Materialien wie Wolle oder Filz enthalten mit geringerer Wahrscheinlichkeit gefährliche Stoffe als synthetische Materialien. Die Organisation EWG (Environmental Work Group) hat einen nützlichen Leitfaden zum Thema Teppiche, Teppichböden und Gesundheit herausgebracht. Auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF) hilft ein Übersichtsartikel dabei, unterschiedliche Bodenbeläge bzgl. des möglichen Schadstoffgehaltes zu vergleichen.
Hormonell wirksame Chemikalien in der Kleidung und wie man sie vermeidet
Einige Kleidungsstücke, darunter Outdoor- und Sportbekleidung, werden mit per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) behandelt, damit sie wasserdicht oder fleckenbeständig werden.
Imprägnierung
Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die besten nicht-fluorierten Imprägnierungen ebenso wirksam Wasser abweisen, wie ihre fluorierten Gegenstücke. PFAS sind also nicht notwendig, um Kleidung wasserdicht zu machen.
Sie können Ihre Belastung mit diesen schädlichen Chemikalien vermeiden, indem Sie beim Kauf von Kleidung auf die Kennzeichnung „PFC-frei“ achten.
Schuhe und Kleidung, die nicht von vorneherein imprägniert sind, können Sie auch mit Wasch- und Sprühimprägnierungen wasserabweisend machen. Achten Sie beim Kauf der Imprägnierung auf den Hinweis „PFC-frei“.
Schmutz- Und Wasserabweisende Chemikalien in anderen Textilien
Auch andere Textilien, zum Beispiel Stoffe als Meterware, können mit flecken- bzw. wasserabweisenden Chemikalien behandelt sein. Es gibt jedoch auch Hersteller, die hierfür keine PFAS-haltigen Produkte verwenden. Es ist also grundsätzlich möglich, Textilien zu kaufen, die nicht mit diesen schädlichen Chemikalien belastet sind. Fragen Sie im Geschäft gezielt nach Stoffen, die nicht mit fluorierten Chemikalien behandelt wurden, um Ihre Belastung mit diesen Schadstoffen zu verringern.
Garne
Viele Garne enthalten Kunststoff, denn sie werden mit Acryl- oder Nylonfasern gemischt, damit sie besser waschbar oder haltbarer sind. Es gibt jedoch natürliche Alternativen, die keine Kunststoffe enthalten, wie zum Beispiel reine Wolle. Unbehandelte Wolle ist darüber hinaus von Natur aus wasserabweisend und schwer entflammbar.