So vermeiden Sie hormonell wirksame Chemikalien
Kosmetika, Körperpflege- und Hygieneprodukte werden auf die Haut aufgetragen, einmassiert und kommen sogar mit Zahnfleisch und dem Mundinnenraum in Kontakt. Die Palette reicht von Seifen, Duschgels, Shampoos über Deodorants, Zahnpasta, Mundwasser und Rasiercremes bis hin zu Hautcremes, Lotionen, Parfüms und Sonnencremes – und natürlich die ganze Bandbreite an Haarstyling-Produkten. All diese Produkte sollen das Aussehen verschönern und das Wohlbefinden stärken.
Doch das Gefühl von Jugend, Schönheit und Gesundheit, das sie vermitteln, ist oft trügerisch. Denn paradoxerweise enthalten viele dieser alltäglichen „Gesundheits- und Schönheitsprodukte“ gesundheitsschädigende synthetische Chemikalien, darunter auch die hormonell wirksamen endokrinen Disruptoren.
Die meisten Körperpflegeprodukte werden von Frauen verwendet, doch in den letzten Jahren wenden auch Männer vermehrt Kosmetika an – und sind daher schädlichen Chemikalien ähnlich stark ausgesetzt.
Sehr viele Körperpflegeprodukte verschiedener Hersteller enthalten schädlichen Chemikalien. Die aktuelle Gesetzgebung reicht noch nicht aus, um die Verbraucherinnen und Verbraucher vor allen Schadstoffen in Kosmetika und Körperpflegeprodukten zu schützen.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, das Risiko einer Belastung zu senken.
Inhalt
So können Kosmetika und Körperpflege den Organismus belasten
Versuchen Sie bestimmte Chemikalien in Kosmetika und Pflegeprodukten zu meiden
Menstruationsprodukte ohne hormonell wirksame Chemikalien
Chemikalien in Sonnenschutzmitteln
So können Kosmetika und Körperpflege den Organismus belasten
Studien haben gezeigt, dass einige hormonell wirksame Chemikalien über die Haut – das größte Organ unseres Körpers – aufgenommen werden. Einige chemische Verbindungen, die absichtlich dafür eingesetzt werden, bestimmte Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten in tiefere Hautschichten gelangen zu lassen, können das hormonelle Gleichgewicht des Körpers stören.
Junge Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter sind eine Hauptzielgruppe für Kosmetikwerbung, was besonders kritisch ist, weil auch die Kinder im Mutterleib durch Chemikalien gefährdet werden könnten, die von der Mutter aufgenommen werden.
Schadstoffe in Körperpflegeprodukten sind auch für Männer problematisch. Besonders betroffen sind sie von hormonell wirksamen Chemikalien, die die Spermienqualität herabsetzen können.
Gibt es auch Kosmetika und Körperpflege ohne schädliche Chemikalien?
Am einfachsten und wirksamsten können Sie Ihre Belastung mit schädlichen Chemikalien begrenzen, indem Sie insgesamt weniger Kosmetika und Pflegeprodukte verwenden. Selbst dann, wenn Sie nicht ganz auf Kosmetika verzichten können oder möchten: Je weniger Sie verwenden, umso mehr senken Sie Ihr Risiko.
Entscheiden Sie sich nach Möglichkeit für Pflegeprodukte ohne hormonell wirksame Inhaltsstoffe. Das ist leichter gesagt als getan, aber die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei:
Achten Sie auf das EU Ecolabel
Begrenzen Sie Ihre Belastung mit schädlichen Chemikalien in Kosmetika und Körperpflege, indem Sie Produkte wählen, die mit dem EU Ecolabel ausgezeichnet wurden.
Nutzen Sie Apps, um schädliche Inhaltsstoffe zu erkennen
Mit der App Tox Fox des BUND können Sie Kosmetika und andere Alltagsprodukte auf Schadstoffe überprüfen.
Lesen Sie das Etikett
In der Europäischen Union müssen alle Kosmetika eine Liste der Inhaltsstoffe aufweisen. Dadurch ist es hier ein wenig einfacher als anderswo, schädliche Chemikalien wie Triclosan und Parabene zu meiden.
Versuchen Sie bestimmte Chemikalien in Kosmetika und Pflegeprodukten zu meiden
Nicht einmal in der EU sind Hersteller verpflichtet, sämtliche Chemikalien in den Parfüm- und Duftstoffen aufzulisten, die vielen ihrer Produkte zugesetzt werden. So zeigt beispielsweise das Etikett eines Shampoos, dass darin „Duftstoffe“ (oder „Parfum“) enthalten sind, aber die einzelnen Bestandteile sind oft nicht aufgelistet –und könnten schädliche Chemikalien enthalten.
In den letzten Jahren werden zunehmend auch vielen anderen Konsumgütern Duftstoffe beigefügt, zum Beispiel Shampoos, Spülungen, Kerzen, Kinderspielzeug, Toilettenpapier und Windeln. Dadurch könnte die allgemeine Belastung mit potentiell schädlichen Chemikalien, die über die Haut aufgenommen werden, erheblich steigen.
Die meisten Produkte, die eine bestimmte Funktion erfüllen, zum Beispiel Shampoo fürs Haarewaschen, benötigen hierzu keine Duftstoffe. Greifen Sie beim Kauf solcher Produkte also am besten zu einem, dass keine synthetischen Duftstoffe enthält und seine Funktion erfüllt, ohne Sie unnötig mit schädlichen Chemikalien zu belasten.
Falls Sie stattdessen lieber Ihre Lieblingsprodukte kaufen möchten, achten Sie auf die folgenden Inhaltsstoffe, die Sie besser meiden sollten:
Parabene
Parabene sind eine Gruppe chemischer Verbindungen, die als Konservierungsstoffe in einigen Kosmetika, wie Körpercremes, Haarpflegeprodukten und Sonnenschutzmitteln enthalten sein und über die Haut aufgenommen werden können. Einige Parabene haben hormonell wirksame Eigenschaften und wurden mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs in Verbindung gebracht. Begrenzen Sie Ihr Belastungsrisiko, indem Sie Produkte wählen, die als parabenfrei gekennzeichnet sind.
Ein hilfreiches Factsheet (PDF) zu Parabenen finden Sie auf der Website der britischen Organisation Breast Cancer UK.
Triclosan
Triclosan wird als antibakterielles Mittel in Zahnpasta, Seifen und Handreinigern verwendet. Es ist nachgewiesen, dass Triclosan ein hormonell wirksamer Stoff ist. Prüfen Sie die Inhaltsstoffliste dieser Produkte, besonders wenn sie als antimikrobiell beworben werden.
PFAS
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) werden einigen Kosmetika beigemischt, darunter Grundierungen und Feuchtigkeitscremes. Sie sollen das Eindringen des Pflegeprodukts in die Haut fördern. Einige dieser Stoffe stören das hormonelle Gleichgewicht des Körpers. Die dänische Supermarktkette Coop hat sämtliche Kosmetika, die PFAS enthalten, aufgrund ihrer bedenklichen Eigenschaften aus dem Sortiment genommen.
Verringern Sie Ihre Belastung, indem Sie nur Kosmetika ohne PFAS verwenden. Sie erkennen diese schädlichen Chemikalien in der Liste der Inhaltsstoffe an den Begriffen „Fluor“ oder „PTFE“.
Neben Cremes können auch weitere Körperpflegeprodukte PFAS enthalten, beispielsweise Zahnseide. Achten Sie auch hier auf PFAS-freie Alternativen, um Ihre Belastung zu begrenzen.
Menstruationsprodukte ohne hormonell wirksame Chemikalien
Auch Menstruationsprodukte wie Tampons und Binden können schädliche Chemikalien enthalten. Dies ist besonders besorgniserregend, da diese Menstruationsprodukte über längere Zeiträume mit einer besonders empfindlichen Körperregion in Kontakt kommen. Die Hersteller sind nach der aktuellen Gesetzeslage nicht verpflichtet, auf dem Etikett sämtliche Chemikalien aufzulisten, die in Menstruationsprodukten enthalten sind. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, die Belastung mit hormonschädigenden Chemikalien zu begrenzen.
Meiden Sie konventionelle Menstruationsprodukte
Herkömmliche Menstruationsprodukte wie Einwegbinden und Tampons können schädliche Chemikalien wie Phthalate, Bisphenole und Pestizide enthalten. Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine breite Palette von alternativen Produkten zu unterschiedlichen Preisen. Hierzu zählen Tampons und Binden aus Bio-Baumwolle (achten Sie auf ein Bio-Zertifizierungslogo), Menstruationstassen aus Silikon und wiederverwendbare Stoffbinden.
Wählen Sie Menstruationsprodukte mit dem EU-Ecolabel
Tampons und Binden, die mit dem EU-Umweltzeichen ausgezeichnet sind, dürfen keine Duftstoffe oder Formaldehyd enthalten und verzichten auf einige Phthalate. Die Baumwolle in Produkten mit dem EU-Ecolabel muss aus biologischem Anbau stammen und darf daher nicht mit Pestiziden behandelt worden sein.
Verwenden Sie unparfümierte Produkte
Einige Menstruationsprodukte können Duftstoffe enthalten. Die Hersteller sind dabei jedoch nicht verpflichtet, alle chemischen Inhaltsstoffe dieser Duftstoffe aufzulisten – und darunter können auch schädliche Chemikalien sein.
Verwenden Sie Produkte mit der Kennzeichnung „TFC“ (vollkommen chlorfrei)
Einige Produkte werden mit Chlor gebleicht. Dabei entstehen unter anderem Dioxine. Diese Substanzen können das Hormonsystem stören und wurden mit Fortpflanzungs- und Entwicklungsproblemen in Verbindung gebracht. Wenn Sie chlorfrei gebleichte Produkte mit der Kennzeichnung „TFC“ verwenden, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Belastung mit gesundheitsschädigenden Dioxinen.
Weitere Informationen über Kunststoffe und Chemikalien in Menstruationsprodukten gibt es zum Beispiel beim BUND.
Chemikalien in Sonnenschutzmitteln
Die Haut vor der UV-Strahlung der Sonne zu schützen ist wichtig. Doch Sonnenschutzmittel können Chemikalien enthalten, die negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben.
Sonnenschutzmittel enthalten in der Regel chemische UV-Filter. Es ist bekannt, dass einige dieser Stoffe durch die Haut aufgenommen werden und so in den Blutkreislauf gelangen. Oxybenzon, der weltweit am häufigsten verwendete UV-Filter in Sonnenschutzmitteln, steht auch im Verdacht, das Hormonsystem zu stören. Oxybenzon wurde im Hausstaub sowie im Blut und Urin von Menschen auf der ganzen Welt nachgewiesen.
Sonnenschutzmittel mit organischen oder anorganischen UV-Filtern können auch andere schädliche Chemikalien wie Parabene und Phthalate enthalten.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, all jene Körperteile mit Sonnenschutzmittel einzucremen, die auch dann noch der Sonne ausgesetzt sind, nachdem man andere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat – zum Beispiel im Schatten zu bleiben und UV-dichte Kleidung zu tragen. Wenn Sie diesen Rat befolgen und Ihren Verbrauch von Sonnenschutzmitteln einschränken, können Sie das Risiko einer Belastung mit schädlichen Chemikalien verringern. Weitere Informationen zum gesunden Aufenthalt an der Sonne finden Sie auf der Website der Weltgesundheitsorganisation.